29
Mai
2011

Llano Estacado

Erinnert ihr euch noch an eure Jugendzeit, in der zumindest Mann noch Karl May verschlungen hat? Hab ich jedenfalls. Eine meiner Lieblingsepisoden ist die Story vom Llano Estacado - könnte im "Ölprinz" gewesen sein (oder woanders, ist auch egal). Die Geschichte geht in etwa so - Siedler, die die Wüste durchqueren wollten, orientierten sich an den wegweisenden Stöcken im Sand. Findige Gauner steckten diese um und folgten die Siedler nun dem Irrweg so verirrten sie, verdursteten und wurden ein leichtes Opfer der Gauner.
Die norwegischen Gauner habe ich nicht gesehen, aber die wegweisenden Schilder, die einen in Steinbrüche lotsen - am Årefjorden -, schlichtweg in beiden Richtungen fehlten - bei Elingård -, in die falsche Richtung zeigten - kurz vor Høysand -, die gabs heute zuhauf. Auf dieser "schwedischen" Seite des NSCR ist man besser mit Karte, Sonnenstand und XHV oder GPS bedient, als das man den Schildern folgt.

Landschaftlich am Eindrücklichsten war der, bis auf eine Ausnahme, gut zu fahrende Sandweg "Glommastien", der von Frederikstad 8 km Richtung Sarpsborg an der Glomma entlang führt. Der starke Südwest trieb richtige Wellen die Glomma hinauf.

[88 km Moss-Rygge-Frederikstad-Sarpsborg-Høysand](+3 km Irrwegeausgleich)

28
Mai
2011

Viele Fähren

Allmählich fängt das Wetter an zu nerven. Es ist nach wie vor recht kühl und im Regen zu fahren macht einfach keinen Spaß (mehr). Soviel Neues hat die Strecke dann auch nicht mehr zu bieten, als das sie den unangenehmen Regen aufwiegen kann.
Also habe ich einerseits wieder mal den Rückenwind ausgenutzt, aber andereits reizte mich die Alternativstrecke von Sandefjord nach Tønsberg über Nøtterøy. Diese kürzere und ruhigere Strecke erkauft man sich mit zwei Fährstrecken. Nach der Erfahrung in Risør habe ich bei der Gesellschaft erst mal nachgefragt, ob sie denn fährt. Gut ich musste eine Stunde Wartezeit einplanen - nicht so schlimm, ich wollte eh eine Mittagspause machen. Allerdings hätte ich das Kleingedruckte lesen sollen. Ziemlich spät hatte ich den Fahrplan verstanden - ich wusste, dass die Fähre zwei Stopps auf der autofreien Insel Veierland einlegt, aber heute (Lørdag), um diese Zeit macht sie am ersten Halt eine Stunde Pause. Wie geschrieben, es war kalt und nass... Nun ja, war nicht zu ändern, habe 3/4 der Insel abgeradelt und ansonsten mich so aufgestellt, dass ich nicht völlig durchfroren wurde. Die Tour über Nøtterøy ist wirklich nicht übel und man kommt am Ende in den Genuss Norwegens vielleicht kleinste Fähre zwischen Husøy und Husvik nutzen zu dürfen. Die Fähre fährt nach Bedarf - also man spricht den Fährmann an, ob er einen auf die andere Seite bringen kann und für zwei Geldstücke macht er es dann auch.
Trotz der späten Uhrzeit - mittlerweile war es viertel nach vier - habe ich mich in der Jugendherberge in Moss angekündigt, schliesslich genau die 18:00 Uhr-Fähre Horten-Moss erwischt, was eingekauft und gegen sieben Uhr dreissig endlich die warme Dusche genossen.


[104 km Nevlunghavn-Larvik-Sandefjord-veierland-nøtterøy-Husvik-Horten/Moss]

Carpe diem

In Norwegen werden gerade in den Städten häufig Buckel auf die Straße asphaltiert um den Verkehr zu bremsen. Bergab können die für einen Radfahrer unangenehm werden, heute sogar beinahe verhängnisvoll. Vielleicht war ich an der einen Stelle einfach zu schnell oder die Vorderradtasche war nicht (mehr) richtig eingehängt, jedenfalls löste sich die Tasche, geriet ins Vorderrad, zerfetzte mir eine Speiche und sprang dann ab. Die Acht schepperte in Schutzblech und Bremse und irgendwie habe ich das Rad sturzfrei zum stehen bekommen.
Das hätte sehr viel schlimmer ausgehen können - wenn das Vorderrad blockiert hätte...
So habe ich notdürftig die Acht im Rad korrigiert, so dass die Bremse wieder ging und das Schutzblech neu justiert. 5 km weiter im "Bike Buddy"-Laden in Larvik habe ich mir eine Speiche besorgt und gleich eingebaut. Die Acht rauszuarbeiten hat dann noch etwa 20 Minuten gedauert. Fährt sich wieder wie neu...

27
Mai
2011

Autofahrer

Es ist mal an der Zeit, ein Wort über die norwegischen Autofahrer zu verlieren und gleichzeitig eine Lanze für die Briten zu brechen. Vor der Tour wurde ich des Öfteren vor der Rücksichtslosigkeit britischer Autofahrer gewarnt. Das genaue Gegenteil habe ich erlebt. In den allermeisten Fällen wurde gewartet, bis sich eine anständige Überholmöglichkeit bot oder der Gegenverkehr wartete an einem Ausweichplatz. In Norwegen wird häufig eng überholt, an Stellen, die völlig unübersichtlich sind und überhaupt nehmen die Norweger wenig Rücksicht auf Zweiradfahrer. Eine mögliche Erklärung wäre, dass Briten das Radfahren selber gern als Freizeitbeschäftigung ausüben. Jedenfalls habe ich in England und Schottland viel mehr Radfahrer und Radwanderer gesehen, als hier in Norwegen.

Immerhin habe ich heute ein paar Radwanderer gesehen. Die ersten drei traf ich allerdings im Regen und sie schienen deswegen nicht gesprächsbereit. Sie machten jedenfalls keinerlei Anstalten anzuhalten.
Nachmittags dann habe ich zwei getroffen, mit denen man sich unterhalten konnte. Ein Holländer und ein Norweger, wohl eher zufällig zusammen. Der Norweger wollte heute bis Skien, Freunde treffen. Der Holländer will weiter die Küste entlang, wie weit, habe ich nicht in Erfahrung gebracht. Er kam mit der Fähre Strömstad-Sandefjord, auch ne Möglichkeit Strecke zu kürzen, wenn es notwendig werden sollte.


[99 km Kragerø-Bervik-(Porsgrunn)-Nevlunghavn]

26
Mai
2011

Wie gewonnen, so zerronnen

Tja, die 20 km bis Risør im Nieselregen gingen noch ganz gut. Aber dann musste ich mich erst mal zur Fähre durchfragen, denn nirgends war sie ausgeschildert. Mit freundlicher Hilfe hab ich dann den Anleger gefunden - es hing auch unter Folie ein Plan vom letztem Jahr mit den mir bekannten Abfahrtszeiten. Dass kein Boot da war, machte mich stutzig.
Neben dem Plan war ein Zettel von der Nässe durchweicht, verkehrt herum, dem ich bei genauerer Betrachtung entnehmen konnte, dass der Fährbetrieb erst kommenden Montag wieder aufgenommen wird, was ein folgender Anruf bei der Fährgesellschaft leider bestätigte.
Die Winterroute - da war sie wieder. Den Fjord umfahren kostet im Winter - wohlgemerkt, wir haben Ende Mai in Norwegen! - 36 zusätzliche Kilometer. Mehr als das, was ich gestern rausgefahren hatte. Und sie waren verdammt hügelig.
Immerhin bin ich bis Kragerø gekommen. Der Campingplatz (Lovisenberg Familiencamping) liegt knapp 4 km abseits der Strecke und ist grauenhaft - sündhaft teuer und Sanitäranlagen im Umbau, Diesen Platz sollte man meiden.

[82 km Gjeving-Risør-winterroute-Øysang-Stabbestad-Kragerø]

25
Mai
2011

Prioritätenwechsel

Vorgenommen hatte ich mir 95 km - durch wunderschöne Fjord- und Schärenlandschaft und durch malerische Urlaubsorte - Lillesand, Grimstad, Arendal, Tvedestrand. Allerdings schien heute die Sonne und es blies ein kräftiger Wind - von hinten. Andererseits ging die Strecke zu weiten Teilen auf mäßig bis stark befahrenen Straßen entlang, teils mit aber leider oft auch ohne Radweg.
Zweitfrühstück in Lillesand und Cappucino in Arendal, ansonsten habe ich die Orte nur langsam durchradelt ohne lange anzuhalten und statt dessen oberste Priorität auf das Ausnutzen des Rückenwindes gelegt. Dieser hat mich schließlich 132 km weit geschoben - mal abgesehen von der 8 km Schotterstrecke, auf der ich mich auch prompt verfahren habe.

[124 km Hamre-Lillesand-Grimstad-Arendal-Tvedestrand-Gjeving] (+8 km Umwege)

24
Mai
2011

Pudding in den Beinen

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Die norwegischen Hügel haben doch ihre Spuren hinterlassen. Heute habe ich die wabbeligen Beine. Da kommt der kräftige Schub des Westwindes gerade recht. Der Regen ist auch mehr schauerartig. Insgesamt ist das Wetter besser als befürchtet. Man kann sogar ein bisschen Küstenlandschaft und kleine Orte, wie Lunde, die einen Hauch von Venedig versprühen, geniessen.
Mittags waren wir bereits in Kristiansand und so musste ich mich nun zum dritten Mal von einem Weggefährten verabschieben. Das waren 2 1/2 nette Tage durch die Berge. Danke.

Apropos Berge, die Geräusche beim Bremsen meiner Vorderradbremse waren heute nicht erheiternd - Metall auf Metall. Und die Wirkung wurde von mal zu mal spürbar schlechter. Da kam Kristiansand gerade recht, groß genug, um einen Laden zu finden, der Fahrradbremsbeläge hat.

Fährt sich auch gleich viel entspannter...

[70 km Mandal-Kristiansand-Hamresanden]

23
Mai
2011

Dritte Bergetappe

..in Folge
Gemessen an der Zahl der Anstiege und ihrer Steilheit könnte das heute die Königsetappe gewesen sein. Meistens mit 5 km/h den Berg hinauf und 2x auf einer Waldstrecke musste geschoben werden. Die letzten drei Tage hatten zusammen ca. 2500 Höhenmeter in sich.

[75 km Farsund-jedemengeanstiege-Spangereid-Vigeland-Mandal]

22
Mai
2011

Das Regental

Heute fahren wir zu zweit. Wir wollten um 8:00 los. Es fängt an zu regnen. Nicht besonders stark, so dass wir um halb neun losfahren, entschließen uns dann nach kurzer Zeit doch, die Regenhosen anzuziehen.
Von Flekkefjord muss man nach Kvinesdal den schmalen Fedafjorden fast 30 km hinein fahren. Der Wind bläst die Wolken in das Tal und lässt sie dort abregnen. Die Beschilderung ist heute mangelhaft und so verpassen wir die eine oder andere Abzweigung. So fahren wir über Feda direkt am Fjord nach Kvinesdal, anstatt den Höhenweg zu nehmen. Eine schöne Strecke, wenn es nicht gerade regnen würde. Es ist Sonntag, wenig Verkehr und durch die Querspange der E39 über den Fjord ist die alte Strecke verwaist.
Die 30 km am Fjord muss man auf der anderen Seite zurück - oben, ein satter Anstieg ist dabei. Für eine 3/4 Stunde hört es auf zu regnen, aber leider setzt er danach dann doch wieder verstärkt ein. Immerhin macht sich die neue Regenjacke bezahlt. Nach 50 km Fedafjordfahren haben wir praktisch 7 km Luftlinie geschafft. Ist halt so mit den Fjorden hier.
Die längere Schotterstrecke über einen 200 m Pass ist sehr anstrengend, der Boden ist weich und bergab ist es rutschig. Unfreiwillig kürzen wie die Küstenroute ab, weil wieder einmal keine Beschilderung da ist und fahren so über Ore und Vanse an die Küste und nach Lunde, anstatt über Jølle und Borhaug. Aber die Sicht ist miserabel, wir dürften kaum was von der Dünenlandschaft verpasst haben und haben so die zweite Schotterpiste vermieden.
Der Campingplatz liegt 2,5 km abseits und ca. 4 km vor Farsund, ist teuer, aber ne Hütte muss heute her...

[76 km Flekkefjord-Kvinesdal-Vanse-(Farsund)]
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